Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 5

1861 - Eisleben : Reichardt
Die mittlere Geschichte oder die Geschichte -es Mittelalters, 375-1517. Die mittlere Geschichte zerfällt in folgende drei Perioden: n. Chr. 375—768 Erste Periode. Von der Völkerwanderung bis auf Karl den Großen. 768—1273 Zweite Periode. Von Karl dem Großen bis auf Rudolph von Habsburg. 1273—1517 Dritte Periode. Don Rudolph von Habs- burg bis zur Reformation. Erste Periode. Aeit der Gährnng und Gründung neuer Reiche. Einleitung. Die jetzt in den Vordergrund der Welt- geschichte tretenden D e u t sch e n (Germanen) stammten Ursprung- lich aus Asten und gehören zur indogermanischen Völkerfamilie. — Ihre Religion bestand in einfachem Naturdienst: Wuotan (Wodan, nordisch Odin) der Vater alles Lebens, zugleich Kriegs- gott, der die Gefallenen in Walhalla aufnimmt. Freia, seine Gemahlin. Donar der Donnergott. Nerthus (Hertha) die Erdenmutter mit geheimnißvollem Cultus auf einer Insel.*) Ihre Abstammung leiteten die Germanen von dem Heroen Thuiscon und dessen Sohn Mannus ab. **) *) Vielleicht Rügen (Hertha-See) oder Alsen. **) So berichtet der röm. Geschichtsschreiber Tacitus (um 90 n. Chr.) in seinem für uns wichtigen Buche über das alte Deutschland.

2. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 82

1865 - Eisleben : Reichardt
Die mittlere Geschichte ober Wie Geschichte des Mittelalters 375-1517 Die mittlere Geschichte reicht von der großen Völker man de- rung dis zur deutschen Reformation und zerfällt in folgende drei Perioden: n. Chr. 375—768 Erste Periode. Von der Völkerwanderung bis auf Karl den Großen. 768—1273 Zweite Periode. Von Karl dem Großen bis auf Rudolph von Habsburg. 1273—1517 Dritt e Periode. Voll Rudolph von Habsburg bis zur Reformation. Erste Periode. jmt der Guhrung und Gründung neuer Reiche. Einleitung. Die jetzt in den Vordergrund der Weltgeschichte tretenden Deutschen (von Thiuda, Volk, abgeleitet) oder Germanen stammen aus 'Asien und gehören zur indogermanischen Völkerfamilie. Ihre Religion brstand in einfachem Naturdienst: Wuotan (Wodan, nordisch Odin) der Vater alles Lebens, zugleich Kriegsgott, der die Gefallenen in Walhalla aufnimmt, wohin sie von den Walkyren getragen werden. Seine Gemahlin Freia (nordisch Frigg) war die Göttin des Hauses, des Erntesegens und der Liebe. Ihr Sohn war Donar nordisch Thor), der Donnergott. Sonnengott Balder. Der böse Loke. Kriegsgott Ziu (Tyr). Die Erdenmutter Nerthus (Herthal mit geheimnißvollem Cultus auf einer Insel.*) Todesgöttin Hel im kalten Niflhaim. Glaube an Riesen, Zwerge und Elfen. Weltuntergang durch Feuer. *) Vielleicht Rügen (Hertha-See) oder Alfen.

3. Geschichts-Kursus für die oberen und mittleren Klassen höherer Lehranstalten und zum Selbstunterricht - S. 77

1890 - Leipzig : Reichardt
Die mittlere Geschichte oder Die Geschichte des Mittelalters. 3751517. Die mittlere Geschichte reicht von der groen Vlkerwan-derung bis zur deutschen Reformation und zersllt in fol-gende drei Perioden: 375768 Erste Periode. Von der Vlkerwanderung bis auf Karl den Groen. 7681273 Zweite Periode. Von Karl dem Groen bis auf Rudolf von Habsburg. 12731517 Dritte Periode. Von Rudolf von Habsburg bis zur Reformation. Erste Periode. Zeit der Grung und Grndung neuer Reiche. Einleitung. Die jetzt in den Vordergrund der Weltgeschichte tre-tenden Deutschen (von Thiuda, Volk, abgeleitet)1) oder Germanen gehren zur arischen oder indogermanischen Vlkerfamilie. Ihre Religion war berwiegend Naturdienst. Wodan (Wuotan nordisch Odin), der Vater alles Lebens, zugleich oberster Schlachtenlenker, der die Gefallenen in Walhalla aufnimmt, wohin sie von den Walkren getragen werden. Seine Gemahlin war Frigga, ihre Shne Donar (nordisch Thor), der Donnergott, der schne Sonnengott Bald er (Gemahlin Nanna), der bse Loke und der Kampfesgottziu (Tyr). Die schne Freya war die Gttin des Hauses, des Erntesegens und der Liebe. Die Erden-mutter (Nerthus [Hertha]) wurde mit geheimnisvollem Kultus auf einer Insel der Ostsee verehrt. Die grause Todesgttin Hel im kalten Niflheim. *) Ein gemeinsamer Volksname erst seit der Mitte des 9. Jahrhunderts.

4. Bd. 3 - S. 573

1838 - Eisleben : Reichardt
Mulgrave-Archipel. 573 getrennt zu leben, verließ daher Kotzebue und blieb in Otdia, von diesem reichlich beschenkt zurück. Beim Abschiede schien Kadu erst recht zu fühlen, wie schwer ihm die Trennung von seinen Russischen Freunden wurde, er weinte wie ein Kind und bat sie flehentlich wie- der zu kommen. „Die Anhänglichkeit des guten Menschen, sagt Ko- tzebue *), rührte mich sehr, und noch mehr erweichte mich der Jam- mer der Wilden über unsere Abreise. Lagediack schloß sich fest an mich, und fragte mich oft, ob wir denn gewiß wieder kommen wür- den^ Männer, Weiber und Kinder begleiteten uns bis zur Schalup- pe. Nachdem wir abgestoßen, setzten sich alle ans Ufer und stimmten ein Lied an, in dem unsere Namen oft vorkamen. Die Anker wurden mit Tages Anbruch gelichtet und wir verließen Otdia. Durch den Tubus sahen wir Kadu mit einigen Andern vor Raricks Hause sitzen und nach uns blicken. An seinem weißen Hemde war er mir kenntlich, er wehte so lange mit einem weißen Tuche, als ich ihn durchs Fernrohr zu unterscheiden vermochte." Nach acht Jahren (1825) kam Kotzebue auf seiner zweiten Rei- se um die Welt **) wieder nach Otdia. Anfangs erregte die An- kunft des Schiffes, da die Eingebornen nicht wußten, was für ein Schiff es wäre, bei denselben große Furcht und Bestürzung, so daß Weiber und Kinder ins Innere der Insel flohen und die Männer die Kahne bestiegen, um ihre Habseligkeiten nach entferntern Inseln zu flüchten. Doch da Kotzebue in Begleitung von 3 Personen in einem kleinen Boote ans Land fuhr gerade auf Raricks Wohnung zu und einigen fliehenden Eingebornen die Worte To tabu (wie sie bei seinem ersten Aufenthalte seinen Namen geradbrecht hatten) und A i - darah (ein Ausdruck, der sowohl Freund als gut bezeichnet) zuge- rufen hatte, blieben sie regungslos stehen und schienen auf eine Wie- derholung seines Zurufs zu warten, um sich zu überzeugen, daß sie wirklich recht gehört hätten. Doch wir lassen Kotzebue selbst erzählen: „Auf mein abermaliges Totabu Aidarah überließen sie sich den leb- haftesten Ausbrüchen der Freude, schrien nach dem Lande zu: hei To- tabu! Totabu, ließen ihren Kahn im Stich, schwammen ans Land und wiederholten ihren Ausruf unaufhörlich. Die Bewohner von Otdia hatten uns, hinter Gebüschen versteckt, beobachtet. Jetzt, da der wohlbekannte Name auf ihrer Insel erscholl, sprangen sie hervor und gaben durch fröhliche Geberden, Tanz und Gesang ihre Freude zu erkennen. Ein großer Haufen drängte sich an den Landungsplatz. Andere kamen, bis an die Hüften im Wasser gehend, auf uns zu um uns zu bewillkommenrn. Ich ward nun allgemein erkannt und *) Kotzebue, Entdeckungsreise in die Südsee und nach der Behrings- straße in den I. 1815—1818. Weimar, 1821. 3 Bände. ) Kotzebue, neue Reise um die Welt, in den I. 1823 — 1826, 2bän- de, Weimar, 1830.

5. Bd. 3 - S. 575

1838 - Eisleben : Reichardt
575 Fidschi-Inseln. Die Fidschi-Inseln. Diese Inseln, auch Viti-Inseln genannt, wurden von Tas- man 1643 zuerst gesehen; und obgleich in neuerer Zeit stark besucht wegen des daselbst wachsenden Sandelholzes, gehören sie dennoch zu den am Wenigsten bekannten Theilen der Südsee. Die größern der- selben sind hoch und mit Bergen angefüllt, die kleinern niedrig. Die Einwohner gehören zur Ozeanischen Rasse, sind groß, von ziemlich gut gebildeter Form und in der Eivilisation weiter als viele andere Südsee-Insulaner vorgeschritten, dabei aber der Menschenfresserei oder dem Kanibalismus ergeben. Ihre Wohnungen sind, wie Dillon, der hier einige Zeit sich aufhielt, versichert, die größten und reinlichsten in der Südfee. Sie haben Töpferwaaren und genießen gekochte oder gesottene Speisen. Auch rühmt sie Dillon als die besten Schiffer der Südfee, welche Fahrzeuge haben, die 90 bis 120 F. lang, 6 F. tief und 22 F. breit sind und 350 Krieger fassen können. Ihre Gastfreundschaft ist eines civilisirten Volks würdig. Aber bei allen diesen guten Eigenschaften, herrschen unter ihnen solche Gebrauche, die das menschliche Gefühl empören. Unter andern sehen sie die Frauen als Lastthiere an und behandeln sie hart. Die Frau grabt, säet, pflegt die jungen Pflanzen, leitet das Geschäft der Erndte, bereitet die Speisen und vertritt in der That überall die Stelle des Mannes, ausgenommen im Kriege, wahrend dieser seine Zeit mit Nichtsthun hinbringt. Uebrigens ist das weibliche Geschlecht zücktiger als irgend- wo in der Südsee. Die Vater verloben ihre Töchter schon, wenn sie nur wenige Tage alt sind. Watkins, ein Missionar der Wesley- anischen Gesellschaft auf den Freundschafts-Inseln macht uns mit mehreren der grausamen Gebrauche dieser Insulaner bekannt. Einer unter diesen ist die Erdrosselung der Wittwen bei dem Tode ihrer Männer. Sobald der Mann gestorben ist, bereitet sich die unglück- liche Frau auf ihr Schicksal vor; sie setzt sich nieder, der Strick wird ihr um den Hals gelegt. Ein Mann legt die Hand auf das Haupt derselben, und andere Männer ziehen dann die Enden des Strickes an, bis der Tod erfolgt. Eine andere grausame Sitte ist die des Lebendigbegrabens. Leute, die zu alt oder zu gebrechlich sind, um lan- ger Dienste leisten zu können, werden Opfer dieser Barbarei. Zuwei- len erfolgt diese grausame Handlung auf die eigenen Bitten alter Leute, aber dann wird durchaus kein Versuch gemacht, sie durch Zu- reden von ihrem Entschlüsse abzubringen, sondern man grabt ein vier- eckiges Loch, führt den Alten oder Gebrechlichen zu demselben hin, und nachdem man ihn in sitzender Stellung hinabgelassen hat, füllt man das Grab mit Erde aus, die von den eigenen Angehörigen oder Nachbarn fest getreten, ja mit großer Gewalt festgestampft wird, ohne auf die Klagetöne des Sterbenden zu achten.

6. Bd. 3 - S. 310

1838 - Eisleben : Reichardt
310 Amerika. tar einen imponirenden Eindruck. Auch finden sich viele schöne Werke der Skulptur und Malerei von einheimischen Künstlern darin: und in der einen der beiden zu dieser Kirche gehörigen Kapellen steht eine Bildsäule der Jungfrau Maria, die äußerst vortrefflich ausgeführt ist, und deren Künstler ein Indianer aus Quito gewesen seyn soll. Quito ist berühmt wegen der köstlichen Eise, Gelees und Konfi- türen, welche daselbst zubereitet und als die größte Zierde eines großen Gastmahls angesehen werden. Mit ihrer Fabrikation beschäftigen sich vorzüglich die Nonnen, die den Konfitüren eine obstähnliche Gestalt mit solcher Geschicklichkeit zu geben wissen, daß man dieselben von den natürlichen Früchten kaum unterscheiden kann. Auch die andern Kon- fitüren, die man hier bereitet, sind sehr künstlich, besonders die einge- machten und verzuckerten Obstarten. Peru. Schon lange vorher, ehe die Spanier Peru (spr. Per'u) entdeck- ten und eroberten, war dasselbe der Sitz einer großen Kultur, und es blühete daselbst ein Reich, das schon viele Jahrhunderte in den Stand der Civilisation getreten und völlig organisirt war, und dessen Regen- ten Inkas hießen. Alle Traditionen der Peruaner stimmen darin überein, daß die Inkas ihr anfängliches Gebiet über die benachbarten Länder ausdehnten und dabei von Cuzco, als dem gemeinsamen Mit- telpunkte, ausgingen. Ein gewisser Manco Capac und seine Frau Mama Ollo kamen nach der Landessage, wahrscheinlich mit Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts nach Christi Geburt, als Kinder der Sonne (aus irgend einem fernen Lande) an das Ufer des großen Sees Titicaca, bauten die nördlich von diesem See gelegene Stadt Cuzco und civilisirten die rohen Einwohner. Manco Capac lehrte den Männern den Ackerbau und andere Künste des Friedens, und seine Frau den Weibern das Weben und Spinnen. Er wurde ihr Herr, ihr Hoherpriester, ihr Gesetzgeber, machte die Herrschaft in seiner Familie erblich und erweiterte das Anfangs kleine Reich unge- mein ; auch verbot er die Vielgötterei, baute der Sonne einen Tempel und stiftete den Orden der Sonnen-Jungfrauen *). Ihm folgten bis zur Ankunft der Spanier 14 -Inkas auf dem Throne, deren Namen die Annalen der Peruaner ausbewahrt haben, und unter denen das Reich sehr erweitert wurde, so daß im N. Quito und im S. Chile der Herrschaft unterworfen wurden. Die Gränzen des alten Jnkareichs *) Die Sonne ward nur für den sichtbaren Stellvertreter des höchsten Wesens, Pachacamac gehalren, das auch die Sonne erschaffeg habe. Der ewig Unsichtbare war gleichsam über die Verehrung der Menschen erhaben, daher wurde nur der Sonne ein öffentlicher Dienst gewid- met. In der Nähe des Sonnentempels waren die Wohnungen der Sonnen-Jungfrauen.

7. Bd. 3 - S. 574

1838 - Eisleben : Reichardt
574 Australien. Rarick genannt, well ich, nach der hier üblichen Sitte, zum Siegel des Freundschaftsbandes mit ihm den Namen getauscht hatte. Vier Insulaner hoben mich aus dem Boote und trugen mich unter lautem Jubelgeschrei ans Land, wo Lagediak mich mit offenen Armen er- wartete und mich gerührt an seine Brust drückte. Jetzt erschollen im Walde die kräftigen Tone des Muschelhorns und unsre Freunde kün- digten uns die Ankunst Totabus (Raricks) an. Bald darauf erschien er, kam in vollem Lause auf mich zu, umarmte mich mehrere Male und suchte auf alle Weise seine Freude über meine Ankunft an den Tag zu legen. Die Freunde, die ich hier nach langet Zeit wieder sah, waren nur arme Wilde, und dennoch war ich tief ergriffen. Un- verdorbene Herzen schlugen voll Zuneigung an dem weinigen. Auch Weiber und Kinder kamen jetzt zum Vorschein, und unter ihnen Ra- ricks alte Mutter, die mir eine lange Anrede hielt, nach deren Be- endigung Rarick-und Lagediak mir unter die Arme griffen und mich, gefolgt von der ganzen Versammlung, zum Hause des erstern führ- ten. Auf einem freien beschatteten Platze vor demselben waren junge Mädchen beschäftigt, feine Matten auszubreiten, auf denen ich und Doktor Eschholz Platz nehmen mußte. Rarick und Lagediak setzten sich uns gegenüber; Raricks alte Mutter mir zur Seite und in eini- ger Entfernung. Die übrigen Insulaner bildeten einen dichten Kreis um uns. Die Uns zunächst waren, ließen sich nieder und die sich hinter ihnen Befindenden blieben stehen, um uns bester betrachten zu können. Ein Theil kletterte sogar auf die Baume, und selbst Kin-- dern ward es vergönnt uns zu beschauen, indem die zärtlichen Väter sie auf die Arme nahmen und in die Höhe hielten. Sie zeigten mit ihren kleinen Fingern auf mich und riefen Totabu. Weiber tru- gen in Körben Blumen herbei und bekränzten uns aufs Zierlichste. Raricks Mutter zog aus ihren Ohrlappen die schöne, weiße, lilienarti- ge Blume, die hier als unentbehrlicher Schmuck, vorzüglich des weib- lichen Geschlechts, sehr sorgfältig kultivirt wird, und bemühete sich, sie an meinen Ohren zu befestigen. Ueber alles dies bezeugte das Publikum seine freudige Theilnahme durch den wiederholten Ausruf Aidarah. Unterdessen waren einige junge Mädchen beschäftigt, den Pandanussaft sehr sauber in Muscheln auszupressen, mit denen er uns gereicht wurde, begleitet von dem konfektartigen Mogan, der aus der nämlichen Frucht bereitet wird." Kadu sah Kotzebue nicht wieder, denn er befand sich nicht mehr in Otdia, wo Kotzebue ihn zurückgelassen hatte, sondern auf der In- selgruppe Aur, wo er eine Bewohnerin der Insel Ormed geheirathet hatte. Die Zeit verstrich Kotzebue unter den gutmüthigen Insulanern von Otdia sehr schnell, und rührend war der Abschied, den sie von ihm nahmen, als er diese Insel verließ.

8. Bd. 3 - S. 64

1838 - Eisleben : Reichardt
64 Amerika. diese stark genug sind, um allein gehen zu können, und bringen ihre ganze Zeit damit zu, sie zu warten und zu füttern; die Vater machen ihnen Spielzeug, Helsen sie erziehen und spielen mit ihnen. Niemals wird ein Kind gezüchtigt oder auch nur ausgescholten, und immer giebt man ihm, was es verlangt. Auf diese Weise behandelt man die Kin- der bis zum dritten oder vierten Jahre; die Mütter können sich nie von ihnen trennen und sterben oft vor Kummer, wenn sie sie ver- lieren. Aber auch die Kinder beweisen zu jeder Zeit ihren Eltern Liebe und Achtung und diese väterliche und mütterliche Achtung ist, so viel man weiß, die einzige Autorität, welche die Eskimos, die keine ei- gentlichen Häuptlinge haben, anerkennen, und die Befehle ihrer Eltern werden nie übertreten; selbst bei eintretender Mannbarkeit, die doch die Kinder der Herrschaft der Eltern entzieht, wird noch immer jener Ge- horsam geleistet, den sie als eine ihrer heiligsten Pflichten betrachten. Kapitän Parry fragte einst einen Eskimo, ob er mit ihm reisen wolle, und erhielt das 7—8mal heftig hintereinander ausgestoßene Wort Nao (Nein) zur Antwort; nach der Frage wegen der Ursache dieser unge- stümen Weigerung erwiederte der Eskimo: „Mein Vater würde weinen." Diese große gegenseitige Liebe der Eltern und Kinder unter ein- ander ist um so auffallender, als sie mit der den Eskimos gleichsam tingebornen Gleichgültigkeit und Gefühllosigkeit in Widerspruch steht, ivelche sie gegen die Leiden und bei dem Tode von Nachbarn und Ver- rvandten an den Tag legen. Eine Frau pflegt ihren kranken Mann r lur deshalb, weil sie weiß, daß sein Tod sie in eine hülstose Lage ver- si rtzen würde; und übernimmt eine andere Person seine Wartung, so c rkundigt sie sich gar nicht mehr nach ihm. Der Mann seinerseits verlaßt seine sterbende Frau, ohne sich darum zu bekümmern, ob je- r.aand für sie sorge und sehr oft geschieht es, daß eine Frau, die keine Kinder hat, verlassen in ihrer Hütte iliegen bleibt, ohne daß jemand n ach ihr sieht, ob sie noch am Leben ist oder nicht. Wittwen, so wie alte und gebrechliche Personen überhaupt werden, wenn sie noch eigne Kinder haben, mit der größten Nachlaßigkeit behandelt. In Zeiten des Überflusses erhalten auch freilich sie ihren Antheil von dem ge- meinschaftlichen Mundvorrathe; bei eingetretenem Mangel aber wird ihm nur eine sehr geringe Quantität gereicht, und sie kommen, da sie in ihrer Krankheit verlassen werden, oft allein aus Mangel und Ver- nachläßigung um. Waisen finden wenig Unterstützung und ein solches armes Geschöpf wird nur dann von einer Familie an Kindes Statt angenommen, wenn es ein Knabe ist und sich diese von den Diensten und der Arbeit des Heranwachsenden Kindes Vortheil versprechen kann. Noch schändlicher ist es, daß man sogar Hülstose ausplündert. Hat eine Frau ihren Mann verloren und sitzt, von kleinen Kindern umge- den, in Schmerz versunken, in ihrer Hütte, so eilen alle Nachbarn herbei und suchen alles zu entwenden, was die ärmliche Hütte enthält. Kapitän Lyon war Zeuge einer Szene dieser Art, die er mit folgen-

9. Bd. 2 - S. 173

1837 - Eisleben : Reichardt
Griech en land. 4 70 I / <J Geringerer, die Grausamkeit gegen Feinde. Die häusliche Einrichtung der Griechen ist höchst einfach. Einige Möbeln zur Aufbewahrung dev Kleidungsstücke, Matratzen und Decken, einfaches Kochgeschirr, einige Kohlenbecken, darin besteht der ganze Hausrath. Stühle und Tische gebrauchen sie nicht, da sie auf der Erde sitzen und essen. ^Un- geziefer giebt es in den Hausern sehr viel, als Wanzen, Flöhe und Lause, auch sieht man Skorpione. Wiel liegt es im Klima, viel aber gewiß an Unreinlichkeit der Griechen, an der Unsauberkeit in ih- ren Hausern. Im Sommer schlaft alles im Freien, auf den Dä- chern, vor den Hausern, auf den Straßen; niemand kann es vor Hitze in den Hausern aushalten. Das häusliche Leben der Grie- chen hat eine Menge Einzelheiten aus den Zeiten der alten Griechen. Fast alles Hausgerath hat eine antike Form. Man sieht dieselben Wasserkrüge, denselben steinernen Wafchtrog, dieselbe Lampe, dieselben Kohlenpfannen. Alle Griechen grüßen wie einst die Athenienser, die flache rechte Hand gegen das Herz gehalten und den Arm mit einer leichten Beugung des Kopfes sinken lassend. Das gemeine Volk beider Geschlechter kleidet sich antik. Die Tunika, die Sandalen, das Kopftuch, der Gürtel, der Schleier stammen aus der alten Zeit. Der Pflug, das Fischnetz sind Überlieferungen des Alter- thums. Noch fischt der Grieche wie seine Vater, ackert wie diese mit denselben weißen Stieren und backt sein Brod in der heißen Asche. Noch haben Arkadiens Hirten denselben Schaferstab und ihre Hunde gleichen dem Hunde des Ulysses. Noch weiden auf Arkadiens Flu- ren Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde und Esel durch einander, wie in der Vaterzeit. Noch jetzt sind die Wohnungen der vornehmen Grie- chen wie ehemals eingetheilt. Ein großer Saal scheidet das Gebäude in zwei Hälften, wovon die eine von den Männern, die andere von der Hausfrau mit ihren Töchtern und Mädchen bewohnt wird. Hier zünden sie am Abende unter dem gewöhnlichen Gruß: guten Abend !, die Lampe an, welche die ganze Nacht hindurch brennt, und schon vor Tags Anbruch sitzen sie wieder bei ihrem hellen Schein, sticken oder wickeln Seide und erzählen sich Mahrchen, wie die Griechinnen des Al- terthums. Im Winter hat man in den Zimmern keine Ofen zur Feuerung; statt derselben bedient man sich einer Feuerpfanne oder Ei- senplatte, ^ die man mitten in das Zimmer stellt und mit darunter ge- legten glühenden Kohlen erwärmt, eine Gewohnheit, die mit dem Drei- füße der Glutpfanne bei den Alten Ähnlichkeit hat. Um diesen klei- nen Heerd sammeln sich nun im Winter die Frauen und arbeiten und plaudern nach Herzenslust, wobei stets die Paramana (Amme des Hausvaters oder der Hausmutter) zugegen ist; denn noch jetzt haben die Ammen dieselben heiligen Rechte, wie ehemals. Sie ver- lassen ihre Säuglinge nie mehr; sie folgen ihnen, wenn sie sich der- heirathen, werden die Vertrauten, die Freundinnen und gewissermaßen die Gouvernantinnen ihrer Herrschaft. Reiche Frauen gehen selten

10. Bd. 2 - S. 111

1837 - Eisleben : Reichardt
Osmanisches Reich. 111 alles dies weil sie sich für unterthanige Sclaven und Diener eines Geschicks halten, dem nichts zu widerstehen vermag. Sie besitzen eine Geschmeidigkeit, die man chnen nur gar zu oft für Höflichkeit ange- rechnet hat. Es ist die Geschmeidigkeit eines Sklaven, der vor seinem Oberherrn kriecht, in der angenehmen Hoffnung, sich dafür an dem Sklaven, der vor ihm kriecht, entschädigen zu können. Sobald der Türke einen Christenhund oder einen Geringern als er ist, vor sich hat, so ist es mit der Höflichkeit am Ende; nur Furcht ist das Feuer, wel- ches den kalten Türken biegsam und geschmeidig macht. Daher es eine allgemeine Regel ist, ihn nicht mit zu großer Höflichkeit, die er für Feigheit halt, zu behandeln, sondern ihm jederzeit^ Festigkeit und Unerschrockenheit zu zeigen, Dabei hat der Türke für Schmeichelei das offenste Ohr. Wer ihm schmeichelt, kann alles von ihm erhal- ten; die gröbsten Schmeicheleien und die plumpsten Übertreibungen werden mit Wohlgefallen aufgenommen. Nichts geht über ihre Träg- heit; daher sieht man sie viele Stunden des Tages auf Sophas, die mit Teppichen bedeckt sind, unbeweglich und gedankenlos sitzen. Man gebe dem Türken seine Arabischen Pferde, seine glanzenden Waffen, seine Tabakspfeife und seinen Kaffee, dazu seinen Sitz im Schatten, und er ist meistentheils zufrieden mit dem Loose, welches ihm Allah (Gott) zutheilte. Die Vergnügungen der Tafel haben wenig Reiz für ihn; denn kein anderes Volk ist ihm an Mäßigkeit bei Tische gleich. Aber sein Abgott, seine herrschende Leidenschaft ist die sinnliche Liebe und Wollust; für weibliche Schönheit zahlt er jeden Preis, und sucht sie unter allen Nationen auf. Wenn seine erste Frau ihre Frische verliert, so sucht er eine hübschere; es ist ihm gleichviel ob sie aus Persien, Cir- cassien, Griechenland oder Amerika kommt. Denn Vielweiberei ist den Türken, als Muhamedanern durch das Gesetz ihres Propheten erlaubt. Die Frauen wohnen in einem abgesonderten Theile des Hauses, der durch Gallerien mit der Wohnung der Männer zusammenhangt, und Harem heißt, und werden gleichsam zur Keuschheit gezwungen, indem eine vollkommene Absonderung der Geschlechter Statt findet und der freie Umgang derselben oder gegenseitige Vertraulichkeit durch das Herkommen verboten ist. Nie darf ein Diener, selbst kein Ver- schnittener den Harem betreten. Die Frauen werden nur von weibli- chen Sklaven bedient, und mit Ausnahme des Ehemanns oder des Hausvaters bleibt der Harem für alle Männer verschlossen, Die näch- sten Verwandten sogar, als Brüder, Oheime, Schwiegervater, werden nur an den beiden Beyrams-Festen, an Hochzeittagen oder bei der Beschneidung der Kinder zugelassen; auch darf dann ihr Besuch nicht lange dauern und die Sklavinnen müssen bei der Unterhaltung gegen- wärtig seyn. Nur mit den nächsten Verwandten, zwischen denen das Gesetz die Ehe verbietet, darf die Frau unverschleiert sprechen; sonst aber nie, selbst nicht im Gespräche mit Vettern oder Schwägern den Schleier ablegen. Diese Vorsicht erstreckt sich auch auf die Ärzte, die
   bis 10 von 54 weiter»  »»
54 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 54 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 121
1 26
2 63
3 403
4 65
5 344
6 185
7 610
8 102
9 432
10 374
11 135
12 33
13 59
14 91
15 224
16 436
17 303
18 155
19 185
20 70
21 71
22 352
23 77
24 236
25 25
26 43
27 55
28 72
29 52
30 251
31 92
32 10
33 54
34 100
35 76
36 38
37 260
38 290
39 85
40 100
41 325
42 45
43 20
44 106
45 239
46 124
47 92
48 58
49 192

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1
1 2
2 0
3 1
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 2
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 9
17 13
18 1
19 0
20 0
21 1
22 5
23 1
24 0
25 1
26 4
27 1
28 1
29 0
30 3
31 0
32 1
33 0
34 1
35 0
36 1
37 0
38 0
39 38
40 0
41 1
42 4
43 3
44 0
45 8
46 1
47 1
48 0
49 0
50 0
51 0
52 4
53 0
54 6
55 0
56 0
57 0
58 0
59 1
60 0
61 0
62 0
63 0
64 3
65 0
66 1
67 0
68 6
69 1
70 0
71 11
72 0
73 0
74 0
75 14
76 2
77 6
78 0
79 4
80 0
81 1
82 3
83 0
84 1
85 0
86 0
87 27
88 2
89 0
90 0
91 2
92 25
93 1
94 12
95 10
96 0
97 1
98 14
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 2
1 1
2 3
3 1
4 0
5 2
6 0
7 0
8 2
9 0
10 0
11 0
12 1
13 3
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 5
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 1
40 0
41 0
42 0
43 24
44 0
45 0
46 0
47 0
48 4
49 0
50 2
51 1
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 4
60 0
61 0
62 0
63 0
64 11
65 0
66 0
67 0
68 1
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 1
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 9
82 2
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 3
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 1
100 2
101 0
102 1
103 0
104 1
105 0
106 4
107 0
108 0
109 0
110 1
111 9
112 1
113 0
114 4
115 0
116 4
117 0
118 0
119 0
120 5
121 0
122 0
123 14
124 3
125 1
126 0
127 6
128 0
129 0
130 0
131 4
132 0
133 0
134 1
135 0
136 2
137 1
138 0
139 0
140 0
141 0
142 0
143 5
144 0
145 1
146 0
147 0
148 1
149 0
150 0
151 0
152 4
153 1
154 3
155 0
156 1
157 0
158 0
159 2
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 1
166 8
167 5
168 2
169 1
170 0
171 0
172 0
173 4
174 0
175 16
176 0
177 20
178 1
179 2
180 0
181 0
182 1
183 11
184 4
185 3
186 0
187 1
188 0
189 0
190 0
191 1
192 0
193 0
194 1
195 2
196 13
197 0
198 0
199 0